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Neiße-Fisch für "Alaska" - Deutscher Spielfilm gewinnt Hauptpreis beim 20. Neiße Filmfestival

® Karin E. Lason

Am morgigen Sonntag geht in der Dreiländerregion an der Neiße das 20. Neiße Filmfestival zu Ende. Das trinationale Filmfest präsentiert seit Dienstag an mehr als 20 Spielorten in Deutschland, Polen und Tschechien rund 100 Filme in drei Wettbewerben und diversen Filmreihen sowie ein Rahmenprogramm u.a. mit Filmgesprächen, Ausstellungen, Konzerten und mehr.

Bereits am Samstagabend wurden bei der Preisverleihung im Kühlhaus in Görlitz die Neiße-Fische, die vom Strahwalder Künstler Andreas Kupfer gestalteten Preisskulpturen, vergeben. Der Hauptpreis des Festivals – der vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus geförderte und mit 10.000 Euro dotierte „Neiße-Fisch: Bester Spielfilm“ – ging an den deutschen Beitrag „Alaska“ von Max Gleschinski. Die Jury mit dem deutschen Kameramann Frank Amann, dem polnischen Drehbuchautoren und Regisseur Piotr Chrzan und der tschechischen Schauspielerin Alena Doláková musste sich im Wettbewerb zwischen neun Spielfilmen, je drei aus Deutschland, Polen und Tschechien, entscheiden. „Der Film nimmt uns mit auf eine Reise durch die Höhen und Tiefen menschlicher Erfahrungen und Gefühle. Dank des Talents des Filmemachers können wir den Figuren dabei zuzusehen, wie sie um die Wahrheit über sich selbst und die Wahrheit über ihre Beziehungen zu anderen Menschen ringen. Der Film ist ein hervorragender Beweis dafür, dass Kino, das für das Kino gemacht wird, noch nicht tot ist.“, so die Juroren.

Den von der Stadt Zittau gestifteten Preis für die beste darstellerische Leistung erhielt Linda Pöppel für ihre Performance in „Tamara“ von Jonas Ludwig Walter. Die Jury hob in ihrer Begründung hervor: „Linda Pöppel ist in der Rolle von Tamara absolut authentisch. Sie entblößt sich emotional, aber ihre Performance ist reduziert, stellenweise fast minimalistisch. Anstatt emotionaler Überhöhung bietet sie verkörperte Emotionen und brillante Bewegungen. Dabei beherrscht sie den gesamten Film ohne jegliches Zögern.“

Antonín Šilar wurde für seine Arbeit am tschechischen Spielfilm „Běžná selhání“ (Gewöhnliche Fehler) von Cristina Groșan mit dem von der Stadt Görlitz gestifteten Preis für das beste Szenenbild ausgezeichnet. „Das Szenenbild adelt sich in der Unterstützung der Intention von Regie und Film. Der Szenenbildner fordert den fragwürdigen Wunsch nach Makellosigkeit in seinem Umgang mit Architektur und Design heraus. Die in ihrer Form bedrängende Gestaltung der Räume macht das zunehmende Unbehagen der Menschen und ihren Widerstand erfahrbar, ihre Ausbrüche verständlich. Gezeigt wird ein Prag aus Glas, Stahl und Beton, wie wir es bisher nicht gesehen haben.“, begründete die Jury.

Der Neiße-Fisch für das beste Drehbuch, gestiftet vom Liberecký kraj, ging an Fabian Stumm für „Knochen und Namen“, bei dem er auch Regie führte. Die Jury honorierte damit „...die ironiegeladene Unvorhersehbarkeit und nicht offensichtliche Gespräche, denen man endlos zuhören kann.“ Weiter heißt es in der Begründung: „Der Autor des Films fängt die überraschende und doch unausweichliche Dynamik des menschlichen Lebens ein.“

Eine besondere Erwähnung gab es im Spielfilm-Wettbewerb für den polnischen Beitrag „Chleb i sól“ (Brot und Salz) von Damian Kocur.

Bester Dokumentarfilm: „Lombard“ (Pfandhaus) von Łukasz Kowalski

Der polnische Beitrag „Lombard“ (Pfandhaus) von Łukasz Kowalski erhielt den von der Standortkampagne „So geht sächsisch.“ gestifteten und mit 5.000 Euro dotierten Preis für den besten Dokumentarfilm im trinationalen Wettbewerb, in dem ebenfalls neun Produktionen konkurrierten. Die Jury mit der deutschen Regisseurin Ute Adamczewski, dem polnischen Regisseur Michał Kawecki und dem tschechischen Filmproduktionsberater Walter Nagy hob in ihrer Begründung hervor: „Mit viel Ausdauer beobachten die Filmemacher den ökonomischen und sozialen Mikrokosmos eines Einzelhandels­geschäfts in Schwierigkeiten. Durch die knappen und scheinbar minimalistischen filmischen Mittel, mit denen der Ort, seine Menschen und ihre Beziehungen dargestellt werden, haben wir als Zuschauer die Chance, uns in die Situation vieler Menschen hineinzuversetzen. Gerade damit vermittelt uns der Film eine Idee, dass wir alle nicht nur Händler und Konsumenten in einer Welt der materiellen Güter sind, sondern dass die Art und Weise, wie wir einander behandeln, das ist, was wirklich zählt. Und dass Solidarität die allerwichtigste Währung unserer heutigen Welt ist.“

Bester Kurzfilm: „Volver al Sur” von Sofia Ayala

Den Preis für den besten Kurzfilm erhielt der deutsche Beitrag „Volver al Sur“ von Sofia Ayala. Der Film erzählt von einem lebensgefährlichen Unterfangen: Zwei Geschwister schleppen die Leiche ihres Vaters über die Grenze nach Süden, um ihn in der Heimat zu begraben. Über den vom Studierendenrat der Hochschule Zittau/Görlitz gestifteten und mit 1.000 Euro dotierten Preis entschieden der deutsche Drehbuchautor Arndt Stepper, die polnische Filmemacherin Katarzyna Wilk und die tschechische Drehbuchautorin, Filmemacherin und Kuratorin Lucia Kajánková. Im Wettbewerb waren insgesamt 34 Filme unterschiedlicher Genres - von fiktional oder dokumentarisch bis animiert oder experimentell - angetreten. In der Begründung der Jury heißt es: „Der Preisträger ist ein kraftvoller und sehr atmosphärischer Kurzfilm, der seine ergreifende Botschaft auf allen relevanten filmischen Ebenen gekonnt transportiert.“

Eine besondere Erwähnung im Kurzfilm-Wettbewerb erhielten die polnischen Beiträge „Gruby Melon“ (Große fette Party) von Kinga Pudełek und „Dzieci i Ryby“ (Kinder und Fische) von Gracjana Piechula.

Spezialpreis des Filmverbandes Sachsen für „Chleb i sól“ (Brot und Salz) von Damian Kocur

Der Filmverband Sachsen vergab seinen Spezialpreis in diesem Jahr an den polnischen Spielfilm „Chleb i sól“ (Brot und Salz) von Damian Kocur. Der Preis würdigt einen Film aus dem gesamten Programm, welcher sich im Besonderen dem Verständnis für die kulturellen und ethnischen Unterschiede verschiedener Länder oder den vorhandenen Gemeinsamkeiten widmet. In ihrer Begründung erklärte die Jury: „In seinem ausschließlich mit Laiendarstellern besetzten Debüt schafft es der Regisseur, das Lebensgefühl junger Menschen in der Provinz und gleichzeitig die Konsequenz von Intoleranz auf den Punkt zu bringen.“

Publikumspreis gehen nach Deutschland und Tschechien

Auch die Meinung des Publikums war gefragt: Die Publikumspreise für Langfilme aus dem Programm des 20. Neiße Filmfestivals, die vom Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien gestiftet wurden, gingen an den deutschen Spielfilm „Franky Five Star“ von Birgit Möller und den deutschen Dokumentarfilm „Drei Frauen“ von Maksym Melnyk. Beliebtester Kurzfilm wurde der tschechische Beitrag „Wszystko w porządku, ziemniaki w żołądku“ (Alles in Ordnung, Kartoffeln in Reihen) von Piotr Jasiński. Der Preis wurde hier von der Sächsischen Zeitung gestiftet.

Alle Preisträgerfilme sind am Sonntag im KunstBauerKino in Großhennersdorf, in der Kulturfabrik Meda in Mittelherwigsdorf, im Kronenkino Zittau und im CamilloKino in Görlitz zu sehen. Wann und wo welcher Film läuft, wird am Samstagabend um 21 Uhr auf der Festival-Homepage und in den sozialen Medien bekannt gegeben.

Das 21. Neiße Filmfestival findet vom 14. bis 19. Mai 2024 statt. Aktuelle News und Impressionen zum Festival gibt es online unter www.neissefilmfestival.net.
 

Szenenbilder aus den Preisträgerfilmen gibt es hier via Dropbox:
https://www.dropbox.com/sh/b28icl53hixjxpn/AAB8PRbiMA4hrrdDq9J9d8sIa?dl=0 

Impressionen von der Preisverleihung in Görlitz gibt es ab Sonntag, den 28.05.2023 um 12 Uhr hier zum Download: https://www.dropbox.com/sh/ibnno2lk8clnm1p/AABLGKKIE96VF-c8XEnw7_CHa?dl=0

Impressionen vom 20. Neiße Filmfestival gibt es hier:
https://www.dropbox.com/sh/9zb28ew624rw9h7/AAB5UneNm-zTDgZ3X3EnjD3Ua?dl=0

Gelebtes Europa in der Dreiländerregion an der Neiße

Seit 2004 präsentiert das Neiße Filmfestival jährlich im Mai in der Dreiländerregion zwischen Deutschland, Polen und Tschechien aktuelle Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme. Was mit der Idee begann, Filme in drei Ländern zu zeigen, hat sich zu einer kulturellen Brücke für Filmfans aus den drei Nachbarländern entwickelt und ist inzwischen wichtiger Treffpunkt für nationale und internationale Filmschaffende und Vertreter*innen der Filmwirtschaft. Besonders und einzigartig am Neiße Filmfestival ist sein genreübergreifender und trinationaler Charakter mit Filmvorführungen an rund zwanzig Spielorten entlang der Neiße. Das länderübergreifende Programm bietet neben drei Wettbewerben und verschiedenen Filmreihen, die den Blick auf Bezüge und Beziehungen zwischen den Völkern Osteuropas und auf die jeweilige filmische Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart eröffnen, auch Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und Partys.

Schirmherren des 20. Neiße Filmfestivals sind Michael Kretschmer, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Martin Půta, Hauptmann der Region Liberec, und Rafał Gronicz, Bürgermeister von Zgorzelec.

Das 20. Neiße Filmfestival wird gefördert durch und mit Mitteln von: Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus, Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien, Landkreis Görlitz - Wokrjes Zhorjelc, Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien, Mitteldeutsche Medienförderung, Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und Liberecký kraj. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.