Mit rund 4800 Besucher*innen ging am Sonntagabend in der Dreiländerregion an der Neiße das 20. Neiße Filmfestival zu Ende. Das wohl weltweit einzige Festival, das Filmfans und Cineasten über drei Grenzen hinweg verbindet, präsentierte sechs Tage lang an 23 Spielorten in Deutschland, Polen und Tschechien ein vielseitiges Programm mit rund 100 Filmen in drei Wettbewerben und diversen Filmreihen sowie Filmgesprächen, Konzerten und mehr. Die Fokus-Reihe widmete sich unter dem Titel „Post Soviet Union“ mit Filmen und einer Ausstellung dem gesellschaftlichen und politischen Nachlass der ehemaligen Sowjetunion.
Festivalmacher*innen ziehen positive Bilanz
Das Team um die zweiköpfige Festivalleitung Ola Staszel und Andreas Friedrich zog zum Abschluss der Jubiläumsausgabe ein positives Fazit: “Wir haben spannende Wettbewerbe erlebt und intensive Gespräche geführt, bei Konzerten gefeiert und unvergessliche Kinomomente geteilt. Das Dreiländereck an der Neiße war wie immer eine besondere Kulisse für die persönlichen Begegnungen zwischen Publikum und Filmschaffenden, die für uns als Filmfestival sehr wichtig sind. Der Auftritt von Pussy Riot war nicht nur ein musikalisches Highlight, sondern auch ein klares politisches Statement.“, erklärt Ola Staszel. Andreas Friedrich ergänzt: “Unser besonderer Dank gilt wie immer unseren Partnern und Unterstützern, vor allem aber den überwiegend ehrenamtlichen Teams in der Festivalzentrale und in den Spielstätten, ohne die das Festival nicht möglich wäre.“
Deutscher Spielfilm gewinnt Hauptpreis im Wettbewerb
Bereits am Samstagabend wurden bei der Preisverleihung im Kühlhaus in Görlitz die Neiße-Fische, Preisskulpturen des Festivals, vergeben. Der Hauptpreis im Wettbewerb – der vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus geförderte und mit 10.000 Euro dotierte „Neiße-Fisch: Bester Spielfilm“ – ging an den deutschen Beitrag „Alaska“ von Max Gleschinski. Die Jury musste sich dabei zwischen neun Produktionen, je drei aus Deutschland, Polen und Tschechien, entscheiden. „Der Film ist ein hervorragender Beweis dafür, dass Kino, das für das Kino gemacht wird, noch nicht tot ist.“, so die Juroren.
Den von der Stadt Zittau gestifteten Preis für die beste darstellerische Leistung erhielt Linda Pöppel für ihre Performance in „Tamara“ von Jonas Ludwig Walter. Antonín Šilar wurde für seine Arbeit am tschechischen Spielfilm „Běžná selhání“ (Gewöhnliche Fehler) von Cristina Groșan mit dem von der Stadt Görlitz gestifteten Preis für das beste Szenenbild ausgezeichnet. Der Neiße-Fisch für das beste Drehbuch, gestiftet vom Liberecký kraj, ging an Fabian Stumm für „Knochen und Namen“, bei dem er auch Regie führte. Eine besondere Erwähnung gab es im Spielfilm-Wettbewerb für den polnischen Beitrag „Chleb i sól“ (Brot und Salz) von Damian Kocur.
Weitere Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme geehrt
Der polnische Beitrag „Lombard“ (Pfandhaus) von Łukasz Kowalski erhielt den von der Standortkampagne „So geht sächsisch.“ gestifteten und mit 5.000 Euro dotierten Preis für den besten Dokumentarfilm im trinationalen Wettbewerb, in dem ebenfalls neun Produktionen konkurrierten. Die Jury hob in ihrer Begründung hervor: „Mit viel Ausdauer beobachten die Filmemacher den ökonomischen und sozialen Mikrokosmos eines Einzelhandelsgeschäfts in Schwierigkeiten. Durch die knappen und scheinbar minimalistischen filmischen Mittel, mit denen der Ort, seine Menschen und ihre Beziehungen dargestellt werden, haben wir als Zuschauer die Chance, uns in die Situation vieler Menschen hineinzuversetzen.“
Den vom Studierendenrat der Hochschule Zittau/Görlitz gestifteten Preis für den besten Kurzfilm erhielt der deutsche Beitrag „Volver al Sur“ von Sofia Ayala. Im Wettbewerb waren hier insgesamt 34 Filme angetreten. In der Begründung der Jury heißt es: „Der Preisträger ist ein kraftvoller und sehr atmosphärischer Kurzfilm, der seine ergreifende Botschaft auf allen relevanten filmischen Ebenen gekonnt transportiert.“ Eine besondere Erwähnung im Kurzfilm-Wettbewerb erhielten die polnischen Beiträge „Gruby Melon“ (Große fette Party) von Kinga Pudełek und „Dzieci i Ryby“ (Kinder und Fische) von Gracjana Piechula.
Der Filmverband Sachsen vergab seinen Spezialpreis in diesem Jahr an den polnischen Spielfilm „Chleb i sól“ (Brot und Salz) von Damian Kocur. Der Preis würdigt einen Film aus dem gesamten Programm, welcher sich im Besonderen dem Verständnis für die kulturellen und ethnischen Unterschiede verschiedener Länder oder den vorhandenen Gemeinsamkeiten widmet.
Auch die Meinung des Publikums war gefragt: Die Publikumspreise für Langfilme aus dem Programm des 20. Neiße Filmfestivals, die vom Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien gestiftet wurden, gingen an den deutschen Spielfilm „Franky Five Star“ von Birgit Möller und den deutschen Dokumentarfilm „Drei Frauen“ von Maksym Melnyk. Beliebtester Kurzfilm wurde der tschechisch-polnische Beitrag „Wszystko w porządku, ziemniaki w żołądku“ (Alles in Ordnung, Kartoffeln in Reihen) von Piotr Jasiński. Der Preis wurde hier von der Sächsischen Zeitung gestiftet.
Das 21. Neiße Filmfestival findet vom 14. bis 19. Mai 2024 statt.
Aktuelle News und Impressionen zum Festival gibt es online unter www.neissefilmfestival.net.
Impressionen vom 20. Neiße Filmfestival gibt es hier:
https://www.dropbox.com/sh/9zb28ew624rw9h7/AAB5UneNm-zTDgZ3X3EnjD3Ua?dl=0
Impressionen von der Preisverleihung in Görlitz gibt hier zum Download:
https://www.dropbox.com/sh/ibnno2lk8clnm1p/AABLGKKIE96VF-c8XEnw7_CHa?dl=0
Gelebtes Europa in der Dreiländerregion an der Neiße
Seit 2004 präsentiert das Neiße Filmfestival jährlich im Mai in der Dreiländerregion zwischen Deutschland, Polen und Tschechien aktuelle Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme. Was mit der Idee begann, Filme in drei Ländern zu zeigen, hat sich zu einer kulturellen Brücke für Filmfans aus den drei Nachbarländern entwickelt und ist inzwischen wichtiger Treffpunkt für nationale und internationale Filmschaffende und Vertreter*innen der Filmwirtschaft. Besonders und einzigartig am Neiße Filmfestival ist sein genreübergreifender und trinationaler Charakter mit Filmvorführungen an rund zwanzig Spielorten entlang der Neiße. Das länderübergreifende Programm bietet neben drei Wettbewerben und verschiedenen Filmreihen, die den Blick auf Bezüge und Beziehungen zwischen den Völkern Osteuropas und auf die jeweilige filmische Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart eröffnen, auch Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und Partys.
Schirmherren des 20. Neiße Filmfestivals sind Michael Kretschmer, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Martin Půta, Hauptmann der Region Liberec, und Rafał Gronicz, Bürgermeister von Zgorzelec.
Das 20. Neiße Filmfestival wird gefördert durch und mit Mitteln von: Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus, Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien, Landkreis Görlitz - Wokrjes Zhorjelc, Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien, Mitteldeutsche Medienförderung, Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und Liberecký kraj. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.