Andreas Dresen

Das Neiße Filmfestival vergibt ab 2014 zum ersten Male einen Ehrenpreis an eine(n) Filmschaffende(n) aus den drei Nachbarländern Polen, Tschechien oder Deutschland.

Mit dieser Auszeichnung wollen wir uns bei den Filmschaffenden vor und hinter der Kamera bedanken, die uns so großartigen Kinogenuss bescheren.

Wir freuen uns auf den ersten Preisträger: Andreas Dresen, Regisseur von Filmen wie Halbe Treppe, die Polizistin, Whisky mit Wodka  oder Wolke 9. Die Übergabe des Ehrenpreises findet im Rahmen der Abschlussveranstaltung am 11. Mai 2014 in der Kulturbrauerei Görlitz statt. Mit seiner Band um Axel Prahl und seinem Buch "Glücks Spiel" ist er neben der Preisverleihung auch Akteur des Festivals. Gemeinsam mit Hans "“ Dieter Schütt reflektiert er sein filmisches Erleben und stellt sich der Zeitgeschichte.

Andreas Dresen, geboren 1963 in Gera, Tontechniker am Theater in Schwerin, Absolvent der Regieklasse der Potsdamer Filmhochschule "Konrad Wolf", Regieassistent bei Günter Reisch (siehe DEFA- Reihe), Mitglied der Akademie der Künste, der Deutschen und der Europäischen Filmakademie.

Sein Interesse und seine Liebe gilt den kleinen Leuten, die Geschichte an der Peripherie erleben. Über sie, teils die Verlierer der Gesellschaft, erfindet er Geschichten, die in ihrem atemberaubenden Wahrheitswert packen und die das Spektakuläre im Alltag herauskitzeln. Andreas Dresen beobachtet sie mit Sinn für groteske Details in ihrem Überlebenskampf, in emotionalen Krisenstadien, in Trennungszeiten, auf Odysseen der Not, während kurzer glücklicher Momente und auch vor dem Abgrund. Dabei entstehen keine Psychostudien klassischer Prägung, sondern skizzenhafte Charakterisierungen, die den Menschen ihre Würde und vor allem einen großen Rest Geheimnis lassen. Wegen ihrer ästhetischen Offenheit gehören seine Filme zu den aufregendsten Seherlebnissen des deutschen Films, weil sie mit Freiräumen und Leerstellen arbeiten und absurde Momente in realistischen Settings einfangen. Dazu gehört der Mut, anzuecken, und die Freiheit, improvisierte, aus Arbeitssituationen heraus entstandene Szenen zu filmen. Dresen: "Kinobilder sind für mich Bilder, die mich ergreifen, die etwas über andere erzählen, die mir einen inneren Raum eröffnen."

Er ist Preisträger der Filmfestivals in Cannes, Berlin, Chicago, Karlovy Vary, Bayrischer Filmpreis, Ernst-Lubitsch-Preis, zahlreicher anderer und bald schon Ehrenpreisträger des Neiße Filmfestivals.

Herzlichen Glückwunsch, Andreas Dresen !

 

 

 

 

LESUNG MIT ANDREAS DRESEN UND HANS-DIETER SCHÜTT

KONZERT ANDREAS DRESEN | AXEL PRAHL & BAND

 

 

Jenseits von Klein Wanzleben

DDR 1989 | 41 min

Regie: Andreas Dresen
Drehbuch: Andreas Dresen, Egbert Lipowski
Kamera: Andreas Höfer
Schnitt: Rita Reinhardt

Ein Dokumentarfilm über den Alltag einer kleinen DDR-Brigade in Simbabwe, die zwischen exportierter Spießigkeit und besten Absichten, junge Afrikaner in Bauberufen ausbildet.

 

So schnell geht es nach Istanbul

D 1990 | 45 min

Regie: Andreas Dresen
Drehbuch: Andreas Dresen, Laila Stieler
Kamera: Andreas Dresen, Andreas Höfer
Schnitt: Rita Reinhardt
Musik: Jürgen Ehle
Darsteller: Yücel Yolcu, Jana Mattukat

Die Geschichte eines Türken und seiner cleveren Lebensplanung kurz nach der Wende: Er will nach dem Mauerfall möglichst schnell in sein Heimatland zurückkehren, wofür er allerdings keine finanziellen Mittel zur Verfügung hat. Schnell kommt er auf die Idee, im Westen, wo die Löhne höher sind, für seinen Traum zu arbeiten und im Osten, wo die Wohn- und Lebenshaltungskosten deutlich geringer ausfallen, zu leben. Hierfür sucht er zugleich ein Mädchen mit einer möglichst großen Wohnung, um bei ihr einzuziehen. Die tatsächliche Umsetzung dieses ganz auf das Sparen eingestellten Masterplans führt allerdings zu einigen unvorhergesehenen Schwierigkeiten

.Die einfühlsam erzählte Begegnung eines türkischen Gastarbeiters und einer Ost-Berlinerin kurz nach der Öffnung der Mauer - voller Unsicherheit und Situationskomik.

 

11.05. 13.00 h KUNSTBAUERKINO 1, GROHEDO

im Anschluss Filmgespräch mit Andreas Dresen

 

Halbe Treppe

D 2001/2002 | 106 min

Regie: Andreas Dresen
Kamera: Michael Hammon
Schnitt: Jörg Hausschild
Musik: 17 Hippies, Lüül
Darsteller: Steffi Kühnert, Gabriela Maria Schmeide, Thorsten Merten, Axel Prahl, Julia Ziesche, Jens Graßmehl, Mascha Rommel, Gregor Ziesche, Christine Schorn, Miro De Vittoris

Der Titel von Andreas Dresens Film markiert zugleich ein Zentrum der Erzählung um zwei Paare in Frankfurt/Oder: In der Imbissbude "Halbe Treppe" müht sich Uwe Kukowski für sich und seine Familie, die er darüber jedoch vernachlässigt. Seine Frau Ellen, eine Parfümfachverkäuferin, hält die Langeweile und Einsamkeit kaum noch aus, Abwechslung bieten höchstens noch die Treffen mit dem befreundeten Ehepaar Düring. Auch Chris und Katrin stecken in einer ähnlich verfahrenen Situation, in der zwischen beiden nichts mehr zu passieren scheint "“ Chris ist der Frühmoderator einer Radiostation, Katrin fertigt bei einer Spedition LKWs ab. Die Existenzen der Vier um die 30 haben sich stabilisiert, man steht mitten im Leben und dabei eigentlich schon am Ende. Alles jedoch gerät noch einmal neu auf den Prüfstand, als sich Ellen und Chris unversehens näher kommen und ineinander verlieben.

 

09.05. 17.30 h KUNSTBAUERKINO 2, GROHEDO

 

Sommer vorm Balkon

 

D 2004/2005 | 110 min

Regie: Andreas Dresen
Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase
Kamera: Andreas Höfer
Schnitt: Jörg Hausschild
Musik: Pascal Comelade

Darsteller: Inka Friedrich, Nadja Uhl, Andreas Schmidt, Stefanie Schönfeld, Christel Peters, Kurt Radekte, Vincent Redetzki, Hannes Stelzer, Lil Oggesen, Maximilian Moritz


Nike und Katrin wohnen in einem alten Mietshaus im Berliner Osten und sind beste Freundinnen. Tagsüber gehen sie ihrer Wege "“ die schlagfertige Nike arbeitet als Altenpflegerin, die geschiedene Katrin sucht lange schon einen Job und kümmert sich gleichzeitig um ihren pubertierenden Sohn Max. Die lauen Sommernächte indes verbringen die beiden Frauen gemeinsam auf Nikes Balkon, teilen ihre Erlebnisse und Träume auf der Suche nach dem Glück im Alltag. Trotz getrennter Wohnungen leben sie so irgendwie zusammen, doch als der LKW-Fahrer Ronald auf der Bildfläche erscheint, droht sich dieses Leben grundlegend zu ändern.

 

08.05. 19.30 h Brána Trojzemi, Hrádek nad Nisou
09.05. 19.00 h Dome?ek Na Kope?ku, Rumburk
10.05. 15.00 h Kunstbauerkino 1, Grohedo
10.05. 18.00 h Kino Varšava, Liberec

 

Wolke 9

D 2007/2008 | 98 min

Regie: Andreas Dresen
Drehbuch: Laila Stieler, Andreas Dresen, Jörg Hausschild, Cooky Ziesche
Kamera: Michael Hammon
Schnitt: Jörg Hauschild

Darsteller: Ursula Werner, Horst Westphal, Horst Rehberg, Steffi Kühnert


Seit über dreißig Jahren ist die 69jährige ?nderungsschneiderin Inge mit Werner verheiratet. Die beiden verleben einen normalen, geruhsamen Lebensabend ohne große Aufregungen. Dann schlägt in diesem hohen Alter aus heiterem Himmel noch einmal die Liebe zu: Inge verliebt sich Hals über Kopf in den 76jährigen Karl und beginnt mit ihm eine leidenschaftliche Liebesaffäre. Sie erzählt Werner von Karl und von ihren heftigen Gefühlen, was ihn völlig vor den Kopf stößt. Nie hätte er geahnt, dass seine Frau sich so impulsiv wie ein junges Mädchen in eine neue Liebe stürzen könnte. Als sie ihn schließlich sogar verlässt, bricht für Werner eine Welt zusammen.

 

08.05. 20.00 h FILMTHEATER, EBERSBACH