Osttour
Rasant steigen wir ein in das Innenleben einer Ambulance auf den Straßen Sofias, Resignation und Leidenschaft paaren sich mit Humor beim alltäglichen Kampf gegen ein marodes Gesundheitssystem. Mit dem spanischen Regisseur Miguel Angel Jimenez erleben wir eine Liebesgeschichte zwischen Sibirien und Kasachstan, von der Hure und dem Seemann auf dem Wasser des Schwarzen Meeres und der Suche nach Glück. Momente später tauchen wir in die Wirren des postsowjetischen Georgien ein, um Natia und Eka in einer wunderbar rhythmischen, aufregenden filmischen Komposition zu begleiten. Christian Mungiu führt uns mit seinem 3. Film durch ein Drama von Liebe und Gewissen, welches keine einfachen Antworten zulässt. Semidokumentarisch erleben wir die Geschichte des zweiten rumänischen Regisseurs, der vor Jahren mit »Maria« den Publikumspreis bei unserem Festival gewann, eine Geschichte um Eigenliebe und Rücksichtslosigkeit, welche den Zustand der rumänischen Gesellschaft in 20 Jahren Kapitalismus treffend beschreibt. Unsere Reihe beenden wir im fernen Lettland, um einer besonders wertvollen Liebe, zwischen Mutter und Sohn, unsere Beachtung zu schenken.
Chaika
Spanien, Georgien, Russland, Frankreich 2012 115 min
Regie: Miguel Angel Jiménez
Darsteller: Salomé Demuria, Giorgi Gabunia, Bachi Lejava, Salome Mikelashvili
Ahysa arbeitet als Prostituierte auf einem Fischtrawler im Schwarzen Meer und bietet den Matrosen ihren Körper an. Sie ist hochschwanger, was ihre Geschäfte offenbar ankurbelt. Mit dem frustrierten Seemann Asylbeck und ihrem inzwischen geborenen Kind will sie ein neues Leben anfangen. Doch im ewigen Winter Sibiriens, mit windschiefer Holzhütte als Stall und Wohnraum, ist Ahysa den verschiedensten Nachstellungen ausgesetzt. Sie stellt sich ihnen aber mit Schnaps und Tücke, und allem zum Trotz hat die Liebesromanze von der Hure und dem Seemann Bestand, bis sie in der staubigen Steppe Kasachstans zum Glück führt. Die harte Realität der Landschaft findet ihre Entsprechung in einer drastischen rauen Filmsprache, mit der der spanische Regisseur diesen für ihn fremden Lebensraum und seine archaischen Charaktere erkundet. Eine Liebesgeschichte, deren Unterton ein ständiger unabweisbarer (Über)lebenskampf ist -inmitten grandioser, poetischer, noch nie gesehener Bildwelten.
Samstag 04.05. 17.30 h Kunstbauerkino 2, Großhennersdorf
Mammu, es Tevi milu / Mother, I love You
Lettland 2013 82 min
Regie: Janis Nords
Darsteller: Kristofers Konovalovs, Vita VarpinaIndra, Indira Brike, Matiss Livcane
Raimonds, pubertierender Schüler eines Musikgymnasiums, erhält wegen seines Verhaltens einen Tadel. Klar, dass er diesen nicht wie verlangt von seiner Mutter unterschreiben lässt. Lieber zieht er das Telefonkabel aus der Wand, als seine Lehrerin zu Hause anruft. Raimonds' Mutter hat es nicht leicht. Sie arbeitet in einer Klinik und macht dort Überstunden, um beide durchzubringen. Raimonds ist mit seinen Problemen meist auf sich allein gestellt. Schließlich muss er auch noch feststellen, dass seine Mutter ihm etwas vormacht, wenn sie behauptet, dass sie zur Nachtschicht geht. Der Mutter entgeht völlig, wie der Sohn sich durch einige verzweifelte Aktionen und die darauffolgenden, immer neuen Ausreden allmählich in eine heikle Lage verstrickt.
Konsequent aus Raimonds Perspektive erzählt, vermittelt dieses realistische Drama tiefe Einblicke in das Seelenleben eines verschlossenen Jungen. Einfühlsam thematisiert der Film den schwierigen Prozess einer Wiederannäherung von Mutter und Sohn.
Sonntag 05.05. 10.00 h Kunstbauerkino 1, Großhennersdorf
Sofia´s last ambulance
Bulgarien, Kroation, Deutschland 2012 79 min
Regie: Ilian Metev
Mit: Mila Mikhailova, Plamen Slavkov, Krassimir Yordanov
Die Dokumentarfilmer zeigen auf eindrucksvolle Weise, wie katastrophal das Gesundheitssystem von Bulgarien ist. Regisseur Ilian Metev begleitet einen Arzt und eine Krankenschwester in Bulgariens Hauptstadt Sofia, die Tag für Tag in Doppelschichten die ganze Stadt durchkämmen, um kranken und verletzten Menschen zu helfen. Bedrohungen, Stress und Gefahren gehören zu ihrem Alltag. Voller Selbstlosigkeit und Leidenschaft stürzen sich die Mediziner tagtäglich in ihre Arbeit. Aber auch Korruption und zahlreiche abstruse bürokratische Hindernisse machen ihnen ihre Aufgabe in den Straßen Sofias schwer. Auf eine Bevölkerung von zwei Millionen Einwohnern kommen in Sofia nur dreizehn Krankenwagen, was die ganze Sache natürlich noch komplizierter macht. Ohne Pausen und mit unzähligen Überstunden arbeiten die ?rzte und Pfleger Tag und Nacht, um das Leben der Menschen in dem ärmsten Mitgliedsstaat der europäischen Union ein wenig lebenswerter zu machen.
Samstag 04.05. 18.30 h Hillersche Villa, Zittau
Dupa Dealuri / Beyond the Hills
Frankreich, Belgien, Rumänien 2012 155 min
Regie: Cristian Mungiu
Darsteller: Cosmina Stratan, Cristina Flutur, Dana Tapalaga
Alina und Voichita , die zusammen im Waisenhaus aufwuchsen, waren einst unzertrennlich und durch eine tiefe Liebe miteinander verbunden - bis Alina ihre Freundin in Richtung Deutschland verliess, wo sie ihr Glück suchen wollte. Doch nun ist sie zurückgekehrt, um wieder bei Voichita zu sein. Diese hat mittlerweile zu Gott gefunden und lebt als Nonne in einem abgelegenen, orthodoxen Kloster mit strengen Regeln.
Samstag 04.05. 20.00 h Kronenkino, Zittau