Preisträger 2014

Spielfilm Wettbwerb

Miracle, Regie: Juraj Lehotsky

Wohin fliehen, wenn alle Wege verschlossen sind? Die Mutter schiebt Ela ab in ein Heim für schwer Erziehbare. Ihr Freund will nichts mehr von ihr wissen. Dann erfährt die 15-Jährige, dass sie schwanger ist. Nun will auch sie ihr Kind loswerden. Eigentlich ...

"Miracle" ist die Geschichte einer Außenseiterin in kühlen, fast dokumentarischen Bildern, die dennoch eine sanfte Wärme ausstrahlen. Ohne jede Verklärung lebt Juraj Lehotskys Drama von der Liebe und dem Respekt für seine spröde "Heldin" Ela, wundervoll verkörpert von Michaela Bendulova, die wie alle der Film-Mädchen auch in der Wirklichkeit in einem Heim für Schwer Erziehbare lebte.

Es ist die rührende, aber nie rührselige Geschichte eines jener Menschen, auf die die Gesellschaft gerne herabblickt. Juraj Lehotsky blickt auf zu Ela, und wir tun es mit ihm.

 

Besondere Erwähnung:

Große Geschichten, großartige Schauspieler, großes Kino: Der 11. Jahrgang des Neisse-Festivals war von einer Qualität, die uns die Entscheidung wirklich schwer gemacht hat. Was man auch daran sieht, dass wir nicht nur einen Hauptpreis verleihen, sondern auch eine lobende Erwähnung loswerden müssen:

Anhand einer Lebensentscheidung, wie wir sie in Deutschland fast schon als etwas völlig Normales empfinden, zeigt "Tiefe Wasser", dass Europa noch lange nicht so offen und modern ist, wie es sich gerne sehen würde. Die Diskriminierung von Schwulen ist nicht nur in Russland alltäglich.

Polen 2013: Kuba ist ein ganzer Kerl mit hübscher Freundin und cooler Mutter. Als er Michal kennenlernt, gerät das Leben des Leistungsschwimmers völlig aus der Bahn. Exzellent fotografiert, makellos erzählt, großartig gespielt, körperlich wie psychologisch ungeheuer intensiv: Tomasz Wasilewskis "Tiefe Wasser" ist das erstaunlich reife Werke eines jungen Filmers mit schon sehr prägnanter Handschrift, von dem wir zweifellos noch viel hören und sehen werden. 

 

Besondere Schauspielerische Leistung

Dawid Ogrodnik für "Life feels good"

Zwei der Nominierten haben die Jury besonders beeindruckt. Die endgültige Entscheidung war auch deshalb nicht einfach, weil beide Darsteller auf ihre eigene Weise überzeugend waren. Letztlich fiel unsere Wahl auf Dawid Ogrodnik, Hauptdarsteller des Films "Life feels good". Er verzichtet bei der Darstellung des Mateusz auf das Ausdrucksmittel der Sprache, und setzt einzig und allein auf seine Mimik und Gestik und ist dabei so überzeugend, dass man überrascht ist, dass er die körperlichen Einschränkungen nur spielt. Die Rolle fordert ihm alles ab und Dawid Ogrodnik meistert diese Herausforderung hervorragend. Der Zuschauer verfolgt gebannt Mateusz Kampf um Respekt und Anerkennung.

 

Spezial-Preis

Das Leuchten hinter den Bergen, Regie: Lenka Sikulova

 

Der Preis wird an einen Film verliehen, welcher sich mit Respekt und Toleranz der jeweilig anderen Kultur nähert und damit den Weg zum Dialog bereitet.

 

Der Preisträgerfilm erzählt vom Mikrokosmos einer Ortschaft und gleichzeitig von den strukturellen Problemen einer ganzen Region: demographischer Wandel, das Fehlen von Perspektiven und der Suche nach Identität in einem Landstrich, welche die komplizierte Vergangenheit, die Herausforderungen der Gegenwart und die Chancen der Zukunft des Landstriches dies- und jenseits der Grenze versinnbildlicht.

Hier ist nicht alles gut, hier fehlt es an vor allem an jungen Menschen, welche auf der Suche nach Perspektiven ihrer Heimat den Rücken zuwenden und ihr Glück in der Stadt suchen.

Trotzdem stemmen sich junge und alte Menschen, Tschechen und Deutsche, gemeinsam und jeder für sich gegen den kulturellen Verlust mit dem Bewahren von Erinnerungen genauso wie mit dem Schaffen von Neuem, sei es der 87jährige Otto Richter, der frei von Revanchismus kleine Teile der Kultur bewahrt, sei es das "šKulturkomitee"™, welches mit Kraft und Fantasie gemeinsam.

Wir gratulieren Lenka Sikulova mit Ihrem Film "Das Leuchten hinter den Bergen" zum Gewinn des Sonderpreises des Filmverband Sachsen.

 

Kurzfilmwettbwerb

Das blühende Leben, Regie: Clemens Roth

Der Neiße-Fisch 2014 im Kurzfilmwettbewerb geht an das "Das blühende Leben" von Clemens Roth. Der Kurzfilm zeigt, dass eine Geschichte über die Einsamkeit auf einer rührenden aber durchaus witzigen und überraschenden Art erzählt werden kann.  

 

Dokumentarfilmpreis

Ein Hells Angel unter Brüdern, Regie: Marcel Wehn

Den Neiße-Fisch für den besten Dokumentarfilm erhält Ein Hells Angel unter Brüdern von Marcel Wehn. In seinem Film gelingt es Wehn, sich einer verschworenen Gemeinschaft zu nähern und einer allgemeingültigen, festgefahrenen Meinung eine andere Nuance entgegen zu setzen. Mit Geduld und Mut lässt er sich auf eine vermeintlich fremde Welt ein und setzt sich so bewusst einem konträren Diskurs aus. Marcel Wehn gelingt es, mit dokumentarisch-filmisch bewundernswerten Mitteln einer uns unbekannten Gemeinschaft ein Gesicht zu geben.

 

Publikumspreis

Gott verhüte !, Regie: Vinko Brešan

Der Publikumspreis der Kinobesucher des 11. Neiße Filmfestivals ging in diesem Jahr an Gott verhüte! von Vinko Brešan aus Kroatien. Geschäftsführer des ZVON, Hans-Jürgen Pfeiffer überreichte Enrico Dirksen vom deutschen Verleih des Films, Neue Visionen,  den Neiße-Fisch.

 

 

Ehrenpreis

Andreas Dresen nahm den zum ersten Mal durch das Neiße Filmfestival verliehenen Ehrenpreis des Neiße Filmfestivals entgegen. "Mich und das Neiße Filmfestival verbindet die Leidenschaft für das Kino. Ohne solche Festivals, wie das eure, würde das Kino aussterben.", sagte der Preisträger bei der Abschlussgala.