Vom Balkan zum Baltikum
In diesem Jahr machen wir auf unserer filmischen Reise bis zum Golf von Finnland einen kleinen Umweg nach Zentralasien. In einer ehemaligen Sowjetrepublik stehlen wir uns das Licht fürs Festival. Mit schon oft vergessener fotografischer Langsamkeit und Herzlichkeit beginnt unsere Reise in Kirgisien um in Belgrad die Lust am Leben zu entdecken, begleitet von den schrecklich "“ schönsten Schlagern des Balkans.
Der ungarische Beitrag führt uns an die Grenzen der Vergänglichkeit die mit Hilfe der Gen Technik scheinbar für Momente aufgehalten doch immer wieder zum Leben zurück führt. Am Ende unserer Reise wird es richtig kalt der estnische Regisseur Marco Raat erzählt die Geschichte der Eiskönigin neu. Im ewigen Erleben des Erwachsenwerden, der Sehnsucht nach Liebe und Wärme verschmelzen die uns so bekannten Figuren zu einer neuen Synthese, die sich mit klarer Schönheit auszeichnet.
Vier Meisterwerke, Vier Perlen des Festivals die auf keinen Fall eine Reihe am Rande sein sollen, sondern die Vielfalt des alten und neuen Osteuropas mit Kraft, Humor und Eleganz präsentieren.
Der Dieb des Lichts
Deutschland, Frankreich, Niederlande, Kirgisien 2010, 80 min
Regie: Aktan Arym Kubat
mit: Aktan Arym Kubat, Taalaikan Abazova, Askat Sulaimanov, Asan Amanov, Stanbek Toichubaev
Ein kleines Dorf in den Weiten Kirgisiens liebt einen Mann "“ nicht irgendeinen Mann, sondern den örtlichen Elektriker Svet-Ake, den man überall nur den »Herrn Licht« nennt. Der vierfache Vater hat ein offenes Ohr "“ für den Herzschmerz der Dorfbewohner, ihren Ehefrust und ihre Lebenslust, doch vor allem für ihre Stromrechnung. Und das ist gut so, denn die Stromkosten in dem kleinen Dorf klettern in astronomische Höhen. Kaum kann sich noch jemand das Licht im Dunkel leisten, geschweige denn sich sonst irgendwie über Wasser halten. Und so lässt Svet-Ake die Stromzähler der Nachbarn auch schon mal rückwärts laufen "“ bis er mit dem Gesetz in Konflikt gerät und schließlich seinen Elektriker-Posten verliert.
Doch Herr Licht hält fest an einer kühnen Vision, die das Dorf aus der Misere führen und für zukünftige Generationen lebenswert machen soll: einen riesigen Windpark will er bauen. Doch die Unabhängigkeit hat ihren Preis. Um den Windpark realisieren zu können, muss sich Svet-Ake mit dem neuen Bürgermeister arrangieren, der mit einem windigen Investor unter einer Decke steckt und dem es mehr um das eigene, als um das Wohl der Dorfbewohner geht.
Nach dem mehrfach preisgekrönten »Beshkempir« bringt Regisseur Aktan Arym Kubat erneut Licht und Luft der kirgisischen Landschaften zum Tanzen. Aus einem fernen Land im politischen Umbruch kommt eine so lebensmutige wie bewegende Geschichte, die in ihrer betörenden Bilderkraft und ihrem feinsinnigen Humor einzigartig ist. (quelle: Neue Visionen)
Freitag 6.5. 20.00 Turmvilla, Bad Muskau
Samstag 7.5. 17.30 h Kunstbauerkino 2, Großhennersdorf
Belgrad Radio Taxi
Deutschland, Serbien 2010, 101 min
Regie: Srdan Koljevic
mit: Nebojsa Glogovac, Anica Dobra, Branka Katic, Vuk Kostic, Nada Sargin, Jasna Zalica, Nikola Rakocevic, Dubravka Kovjanic
Mal wieder Stau auf der Belgrad-Brücke, im Autoradio erklingt fröhlicher Balkan-Schlager "“ eine junge Frau verlässt fluchtartig ein Taxi, geht zur Brüstung und stürzt sich ohne zu Zögern in die Tiefe. Ihr kleines Baby lässt sie auf dem Rücksitz des Fahrzeugs zurück. Der Taxifahrer Gavrilo, ein abgebrühter Bosnienflüchtling, der seit Jahren keinerlei emotionaler Bindung zu irgendeinem Menschen hatte, fühlt sich unerwartet für das Baby verantwortlich. Der Apothekerin Biljana wird durch die plötzliche Tat der jungen Frau schlagartig bewusst, dass sie ihren Freund gar nicht heiraten will. Kurzerhand steigt sie bei strömendem Regen aus dem Auto und läuft davon. Die Lehrerin Anica wird ebenfalls Augenzeugin der Tat und durchlebt augenblicklich noch einmal den schrecklichsten Tag ihres eigenen Lebens, wird aber auf der Stelle wieder aus ihrer Melancholie gerissen, als die völlig durchnässte Biljana einfach zu ihr ins Auto steigt. Mitten im Stau werden diese drei Menschen durch das Erlebnis auf schicksalhafte Weise miteinander verbunden"¦
Ein Film über das heutige Belgrad, seine Menschen und die letzten Tage einer fröhlichen Belgrader Radiostation. Ein Film über die Wiederentdeckung der Liebe und die Lust am Leben, immer begleitet von den schrecklich-schönsten Schlagern, die der Balkan zu bieten hat.
Samstag 7.5. 20.00 h Turmvilla, Bad Muskau
Samstag 7.5. 22.00 h Camillo, Görlitz
Sonntag 8.5. 13.00 h Kunstbauerkino 1, Großhennersdorf
Womb
Deutschland, Ungarn, Frankreich 2010, 107 min
Regie: Benedek Fliegauf
mit: Eva Green, Matt Smith, Lesley Manville, Peter Wight, Tristan Christopher, Ruby O. Fee, István Lénárt, Hannah Murray
Die 12-Jährige Rebecca (Ruby O. Fee) besucht während der Sommerferien ihren Großvater, der in einer abgelegenen Küstengegend wohnt. Dort freundet sie sich schnell mit dem gleichaltrigen Thomas (Tristan Christopher) an. Aus der Freundschaft entwickelt sich eine unschuldige, kindliche Romanze, die jedoch nur von kurzer Dauer ist, denn Rebecca wird mit ihrer Mutter ins ferne Tokio ziehen.
Zwölf Jahre später kehrt Rebecca (Eva Green), inzwischen eine junge Frau, in das Haus ihres verstorbenen Großvaters zurück. Beim Wiedersehen mit ihrem Jugendfreund Tommy (Matt Smith) ist die gegenseitige Anziehungskraft ungebrochen und es entwickelt sich eine leidenschaftliche Beziehung zwischen den beiden. Es ist das perfekte Glück, bis Tommy bei einem Autounfall getötet wird.
Rebecca kommt über den Verlust ihrer großen Liebe nicht hinweg und fasst einen folgenschweren Entschluss. Trotz anfänglicher Bedenken geben ihr Tommys Eltern schließlich die notwendige DNA-Probe, damit sie einen neuen Tommy austragen kann.
Als der neue Tommy zehn Jahre alt wird, zieht Rebecca mit ihm in ein abgelegenes Stelzenhaus am Strand. Von der Außenwelt weitestgehend isoliert, widmet Rebecca ihr ganzes Dasein der absoluten Zweisamkeit mit Klon Tommy. Doch je älter Tommy wird, desto schwerer wird es, den Folgen ihrer Entscheidung zu entfliehen. Wie lange kann sie die Wahrheit um den neuen Tommy geheim halten? Die befreienden Antworten treten zu Tage, als Rebecca sich auf die bittersüße Erfüllung ihres Lebenstraums vorbereitet"¦ (quelle: Camino)
Mittwoch 4.5. 20.00 h Turmvilla, Bad Muskau
Freitag 6.5. 22.00 h Kunstbauerkino 2, Großhennersdorf
Die Schneekönigin
Estland 2010, 100 min
Regie: Marko Raat
mit: Helena Merzin, Artur Tedremagi, Toomas Suuman, Egon Nuter, Kertu Raja, Anni Kreem, Liisa Ratassepp, Peeter Raudsepp, Janek Sarapson, Kristo Viiding
Naine ist an Krebs erkrankt; ein samischer Rentierzuchter empfiehlt ihr deshalb eine Kaltetherapie. Die wohlhabende Frau lasst daraufhin eine einsam gelegene Villa mit Hilfe der Eisdecke eines nahen, zugefrorenen Sees in einen "Eispalast" verwandeln. Als sie bei einem Ausflug in die Stadt Jasper kennen lernt, lockt sie den jungen Mann, hauptsachlich zum eigenen Zeitvertreib, in ihr Reich. Gern lasst Jasper alles hinter sich "“die Schule, seine Freundin "“ um mit Naine Schlittschuh zu laufen und an ihren ausschweifenden Festen teilzunehmen. Doch aus Naines frivolem Spiel wird Ernst: Jasper verliebt sich in die bedeutend altere Frau, die ihm ihre Krankheit verschweigt. "ie Schneekonigin" erzahlt in betorenden Bildern die Geschichte einer heis-kalten "mour fou". Dabei geben die verschneiten Berg- und Seenlandschaften ebenso wie das vereiste Gebaude den pittoresk-unheimlichen Hintergrund fur eine fatale Leidenschaft ab, die nicht nur durch den Wandel der Jahreszeit bedroht wird.
Ein Wintermärchen für Erwachsene, frei nach Hans Christian Andersen: die betörend sinnliche Geschichte einer "amour fou" in einem bizarren Eispalast. (quelle: Nordische Filmtage Lübeck)
Samstag 7.5. 20.00 h Camillo, Görlitz