Mauerbau - Innere Emigration - Exil
Mit Hilfe der Stiftung Aufarbeitung der DDR-Diktatur/ Berlin werden unter dieser Überschrift Filme von Regisseuren/innen präsentiert, welche sich auf Grund des Mauerbaus, in ihrer Sichtweise und ihrem künstlerischem Schaffen inhaltlich und kreativ zu einer Auseinandersetzung mit dem totalitären Systemverpflichtet fühlten oder auch "nur" einfach intuitiv den absoluten Gehorsam verweigerten.
Der Mauerbau vor 50 Jahren beeinflusste nicht nur symbolisch, sondern auch als feste materielle Tatsache das Kulturleben ganz Osteuropas. Damit beeinträchtigte und engte er für Jahrzehnte die Verständigung der Menschen in und zwischen Ost und West ein und ist Hintergrund für eine Vielzahl von Einzelschicksalen.
Neben bekannten Namen sind auch weniger bekannte Regisseure/innen mit ihren Filmen zu sehen. Regisseur/innen welche, emigriert oder auch geblieben sind, sich aber in ihr Innerstes zurückgezogen haben. Filme, die von außen immer wieder den Blick auf die verlorene Heimat wenden und sich mit dem Leben dort verbunden fühlen. Innere und reale Emigration bestimmte die Arbeit einer Vielzahl von Regisseuren/innen und wirkt bis heute in 5 Jahrzehnten filmischen Schaffens. Beachtlich dabei ist, welche intensive Anerkennung diese Filme im Einzelnen auf Festivals und in der Öffentlichkeit erfahren haben und das nicht nur auf Grund der realistischen Darstellungsweise, sondern im Besonderen wegen des hohen künstlerischen Anspruches der sie auszeichnet und als zeitgeschichtliche Dokumente unentbehrlich macht.
Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Aufarbeitung.
Verriegelte Zeit
DDR 1991, 94 min
Regie: Sibylle Schönemann
Die 1984 von der Stasi wegen eines Ausreiseantrages verhaftete und zu einem Jahr Gefängnis verurteilte Regisseurin Sibylle Schönemann kehrte 1990 in die DDR zurück. Dabei entstand eine offenherzige Dokumentation, die nie der Versuchung erliegt, die "Täter", die keine Anzeichen von Reue zeigen, zu denunzieren.
Regiekommentar Sibylle Schönemann: "1984 wurde ich von der Stasi der DDR verhaftet, verhört, verurteilt, in den Knast gesteckt, im Sommer 1985 in einen Bus gesetzt und über die Grenze in den Westen abgeschoben. Meine alte Heimat hatte mich ausgespuckt, ohne mir die Chance eines Abschieds zu lassen und mir meine Frage nach dem "šWarum?"™ beantworten zu wollen. Das Leben in Hamburg, in der neuen Heimat, ließ im Laufe der Jahre die quälende Frage verblassen und irgendwann schien es, als seien die damaligen Ereignisse nur noch eine Episode meines Lebens. Als der große "šSchutzwall"™, der die Menschen da drüben auch vor meinen Fragen schützte, brach, verspürte ich zunehmend den Drang, jetzt fährst du hin und fragst, suchst die Orte und die Menschen, fühlst die alten Gefühle der Qual und der Entwürdigung und vielleicht auch Genugtuung, und weil es mein Beruf ist, sagte ich mir, wenn schon, dann konsequent mit Kamera und Tongerät. Mit Wut und Neugier, Angst und Erwartung gerüstet, begann ich meine Suche. Und als ich das erste Mal in einer meiner damaligen Zellen saß und den alten Gefühlen lauschte, Menschen traf, die mich quälten, die aber nur ein ausführendes Rädchen im Getriebe des Unrechts gewesen sein sollten, mich darauf hinwiesen, dass sie alle nichts gewusst und nur ihre Pflicht getan hätten, war ich entschlossen, die Wurzeln zu suchen und die Menschen zu finden, die Entscheidungen gegen mich getroffen hatten. Ich fand eine Unmenge an Informationen, wenige Menschen, die sich erinnern konnten oder wollten, Niemanden, der mir sagte: "š...Ja, ich weiß jetzt, dass ich Dir damals Unrecht angetan habe!"™ So habe ich beschlossen, diese Suche nach "šdem Niemand"™ zum Gegenstand des Films zu machen und begriffen, dass meine Frage nach demjenigen, "šder es war"™, erfolglos sein muss. Mein Film stellt viele Fragen und enthält wenig Antworten, meine Suche aber, die deprimierend und spannend war, komisch und tragisch, ermüdend und befreiend, ist zu einem Film geraten, der für mich zur Bewältigung einer Episode meines Lebens wurde und für den Zuschauer vielleicht ein nachdenkliches Erlebnis, ein Dokument dieser Zeit und dieses doppelt geteilten Landes, nicht mehr und auch nicht weniger." (Sibylle Schönemann 1990)
Zu Gast: Sibylle Schönemann
Donnerstag 5.5 17.30 h Kunstbauerkino 1, Großhennersdorf
Engel aus Eisen
BRD 1980, 105 min, ab 16 Jahre
Regie: Thomas Brasch
mit: Hilmar Thate, Katharina Thalbach, Ullrich Wesselmann, Karin Baal u.a.
Berlin 1948, Ausnahmezustand. Die zertrümmerte Stadt wird in Sektoren aufgeteilt, die Bevölkerung hat sich verkrochen. Es ist der heißeste Sommer seit 30 Jahren. Jeder glaubt, morgen bricht ein neuer Krieg aus. Der Beweis: das pausenlose Gedröhn der Flugzeuge. Die Luftbrücke. Berlin 1948, das ist ein Zustand zwischen den Welten. Drei Menschen wollen die Situation für sich nutzen: Völpel - einer, der nach dem Krieg als Henker denen die Köpfe abschlug, die ihn zuvor ins Gefängnis gesteckt hatten, und der jetzt Akten für die Polizei trägt. Werner Gladow, 17 Jahre, der davon träumt, eine Unterwelt-Organisation á la Al Capone aufzubauen. Und Lisa Gabler, Mitglied der Gladwow-Bande, die auf dem Schwarzmarkt Geschäfte macht, um irgendwann eine Karriere als Sängerin anzufangen. Völpel verfolgt Gladow und überredet ihn schließlich, mit ihm zusammen "größere Nummern" zu machen. Er kann die Informationen aus dem Polizeipräsidium beschaffen. Die Polizei ist gelähmt, weil ihr Apparat zwischen Ost und West getrennt ist, während die Bande im Osten operieren kann, ohne im Westen behelligt zu werden. Völpel will raus aus Berlin, und dazu braucht er Geld. Das Ausmaß der Raubüberfälle lässt den Fall Gladow zum sensationellsten Kriminalfall der Nachkriegsjahre werden. Von Plünderungen kleiner Einzelhandelsgeschäfte bis hin zum Überfall auf die Kasse der Berliner Elektrizitätswerke, vom Autodiebstahl bis zur großangelegten Waffenbeschaffung bei einer ganzen Wachmannschaft - es vergehen keine vierzehn Tage, ohne dass die Bande aktiv wird. Aber plötzlich verstummt der Lärm der Flugzeuge über Berlin. Und Völpel weiß: Das bedeutet das Ende. Gladow will es nicht wahrhaben. Er will weitermachen. Als er einen Fluchtwagen besorgt, erschießt er den Chauffeur. Die Polizei holt ihn mit Gewalt aus seinem Keller. (Quelle: Kino - Bundesdeutsche Filme auf der Leinwand 1981 - 82, Verlag Monika Nüchtern, München)
Donnerstag 5.5. 15.00 h Kunstbauerkino 1, Großhennersdorf
Der Passagier - Welcome to Germany
BRD 1988, 102 min, ab 12 Jahre
Regie: Thomas Brasch
mit: Tony Curtis, Katharina Thalbach, Matthias Habich, Karin Baal, Charles Régnier, Alexandra Stewart, George Tabori
Mr. Cornfield ist ein Filmregisseur aus Hollywood. Cornfield ist ein Jude, der aus Ungarn stammt und den Holocaust überlebte. In den USA machte er später Karriere. Seine Erfahrungen während des Zweiten Weltkriegs konnte er jedoch nie verarbeiten. Hollywood langweilt ihn mittlerweile und so entschließt er sich einen Dokumentarfilm über seine eigene Geschichte zu drehen. Cornfield musste als KZ-Häftlig als Statist in einem antisemitischen Film der Nazis mitwirken. Erstmals reist er zu den Dreharbeiten wieder nach Deutschland. Aber es geht ihm nicht nur um die Bewältigung des Traumas Holocaust, sondern ein weiteres Trauma belastete das Leben von Mr. Cornfield. Durch einen Verrat machte er sich mitschuldig am Tod eines Freundes und Mithäftlings.
Es wurde als bemerkenswert angesehen, dass es Brasch gelang, den amerikanischen Weltstar Tony Curtis für die Hauptrolle zu gewinnen - das wohl erste und bis heute einzige Mal, dass ein Filmstar dieser Größenordnung die Hauptrolle in einem deutschen Spielfilm übernahm. Curtis wurde nicht synchronisiert, sondern spricht auch den deutschen Text selbst. (Quelle Wikipedia)
Donnerstag 5.5. 20.00 h Camillo, Görlitz
Brasch - Das Wünschen und das Fürchten
D 2010, 92 min
Regie: Christoph Rüter
Künstler oder Krimineller "“ für Thomas Brasch waren das die möglichen Existenzweisen. Brasch war ein leidenschaftlicher und charismatischer, ein aggressiver Dichter und Filmemacher. Der Konflikt war sein Leben, der Schmerz sein Auge, die Wunde der Kontakt zur Außenwelt. Seine Theaterstücke, darunter »Lovely Rita«, »Lieber Georg« oder »Rotter«, prägten die Literatur der DDR ebenso wie die der BRD. Als Wegbegleiter von Heiner Müller und Matthias Langhoff, als Lebensgefährte von Katharina Thalbach ist er aus der deutsch-deutschen Theaterszene nicht wegzudenken. In »Brasch« erzählt sein Freund und Kollege Christoph Rüter von der Begegnung dieses rastlosen Schriftstellers mit sich selbst.
Weil Thomas Brasch 1968 gegen den Einmarsch des Warschauer Paktes in Prag Flugblätter verteilte, ging er ins Gefängnis "“ unter maßgeblicher Beteiligung seines Vaters, der damals stellvertretender Kulturminister der DDR war. Fortan lebte er nicht nur mit dem Staat im Konflikt, sondern auch mit der Elterngeneration, die im Sozialismus einen Weg aus der faschistischen Vergangenheit Deutschlands finden wollte. Nachdem die Veröffentlichung seines Erzählungsbandes in der DDR verboten wurde, ließ Thomas Brasch »Vor den Vätern sterben die Söhne« im Westen drucken. Die Übersiedlung nach West-Berlin folgte. Im Westen erhielt er zahlreiche Preise, sah seine politische Identität jedoch stets in der DDR verwurzelt, verweigerte den westdeutschen Pass. Die Wiedervereinigung erlebte er als Abgrund und zog sich zurück.
Brasch begann, sein Leben zu dokumentieren, jeden Moment, an jedem Tag, in jeder Verfassung. Davon wurden mehr als 27 Stunden Filmmaterial nach seinem Tod gefunden. In diesen Aufnahmen, in Archivmaterial, an den Spreeufern Berlins und in Braschs Wohnung voller Bücher, Musik und Zigaretten entdeckt Christoph Rüter einen ruhelosen Menschen, den man nicht beherrschen, dem man sich nur aussetzen kann. »Brasch« ist ein aufwühlender und sinnlicher Film geworden, ein produktiver Zugang zu einem faszinierenden Schriftsteller, der sich nie damit zufrieden gab, dass die Welt so ist, wie sie ist.
Freitag 6.5. 20.00 h Kunstbauerkino 2, Großhennersdorf
zu Gast: Christoph Rüter
Bittere Ernte
BRD 1985, 104 min
Regie: Agnieszka Holland
mit: Armin Müller Stahl, Isa Haller, Kurt Raab, Käte Jaenicke, Gerd Baltus u.a.
Oberschlesien, 1943. Nachdem die Jüdin Rosa aus einem Güterzug und damit der Deportation in ein KZ entkommen ist, findet sie Unterschlupf bei dem Bauer Leon. Er pflegt die verstörte Frau gesund. Doch Rosa weiß nicht, wie sie ihren Retter einschätzen soll. Denn Leon ist zwar ein hilfsbereiter Mann, aber auch ein Kriegsgewinnler, dessen bescheidener Wohlstand auf dem Leid anderer basiert. "Das intensive Kammerspiel lebt von der betroffen machenden Darstellung seiner beiden Hauptdarsteller, denen es gelingt, den inneren Zwiespalt und die physischen Kämpfe ohne schauspielerische Übertreibungen ernst und verhalten sichtbar zu machen." (Hans Gerhold, Film-Dienst, 19.3.1985)
Freitag 6.5. 15.00 h Kunstbauerkino 1, Großhennersdorf
Verhör einer Frau
PL 1982, 111 min
Regie: Ryszard Bugajski
mit: Janusz Gajos, Adam Ferency, Agnieszka Holland, Krystyna Janda, Anna Romantowska
Die unpolitische Tonia arbeitet nach dem 2. Weltkrieg als Truppenbetreuerin. Bis zum Jahr 1951 lebt sie glücklich mit ihrem Mann Kostek. Doch nach einer wilden Nacht wacht sie im Gefängnis auf. Um belastende Aussagen gegen Kollegen zu erhalten, wird sie in langen, auch für das Publikum schwer erträglichen Verhören von der Sicherheitspolizei psychisch und körperlich gefoltert. Doch mit den unmenschlichen Qualen wächst Tonias Kraft. Erst als ihr Mann sich scheiden lassen will, unternimmt sie einen Selbstmordversuch. Im Gefängnishospital kommt sie dem Leutnant Morawski näher, dessen Kind ihr neun Monate später mit Gewalt weggenommen wird. Die Freiheit erlangt Tonia als gebrochener Mensch erst nach dem Tode Stalins wieder.
Bei der Wiederaufführung während der Danziger Filmtage 1989 wurde "Verhör einer Frau" zum Wettbewerb nach Cannes eingeladen. Die Hauptdarstellerin Krystyna Janda, auch bei uns bekannt durch mehrere internationale Rollen, erhielt dort den Preis für die beste schauspielerische Leistung. (Quelle Wikipedia)
Donnerstag 5.5. 16.00 h Hillersche Villa, Zittau
Still Alive
Polen 2006
Regie: Maria Zmarz-Koczanowicz
STILL ALIVE ist eine Hommage von Freunden, Mitarbeitern, Schauspielern, Weggefährten und Kollegen Krzysztof Kieslowskis. Deutlich wird durch alle Kommentare hindurch: Selten waren Leben und Arbeit so nahtlos eng, aber auch so schonungslos selbstzerstörerisch verbunden wie im Falle dieses »letzten großen Metaphysikers des europäischen Kinos« (Die Zeit). Kieslowski, das war eine Kerze, die an beiden Enden brannte.
Zu Wort kommen: Lehrer und Förderer wie Kasimierz Karabasz oder Krzysztof Zanussi, Mitarbeiter und Freunde wie Kieslowskis Lieblingsdarsteller Jerzy Stuhr, der legendäre Drehbuchautor Krzysztof Piesiewicz, der Komponist Zbigniew Preisner, Regisseure wie Wim Wenders und Andreas Veiel, außerdem Diven wie Irene Jacob oder Juliette Binoche. Wertvolle Ausschnitte aus zahlreichen, im Westen nie veröffentlichten Film-Arbeiten komplettieren diese eindrucksvolle Dokumentation. (Quelle: Absolut Medien)
Samstag 7.5. 21.00 h Hillersche Villa, Zittau
Hände hoch / Rece do Gory
PL 1967, 90 min
Regie: Jerzy Skolimowski
mit: Jerzy Skolimowski, Joanna Szczerbic, Tadeusz Lomnicki, Bogumil Kobiela, Adam Hanuszkiewicz
Polen, Mitte der 60er-Jahre: In einem Güterwaggon will eine Gruppe ehemaliger Kommilitonen zu einem vermissten Kollegen reisen. Unterwegs rechnen sie schonungslos ab. Mit ihren verlorenen Jugendidealen und dem eigenen opportunistischen Verhalten in der Stalinzeit. Am nächsten Morgen stellen sie fest: Der Waggon wurde die ganze Zeit bloß hin und her rangiert. Der Film wurde 1967 von der polnischen Regierung verboten und lag 15 Jahre im Giftschrank. 1981 stellte Regisseur Skolimowski eine Montage aus farbigen Bildsequenzen voran (u. a. mit Margarethe von Trotta, Bruno Ganz und Volker Schlöndorff), die das Geschehen in diesen 15 Jahren kommentieren soll. (quelle: tvspielfilm.de)
Hände hoch! war bis 1991 der letzte Film, den Jerzy Skolimowski in Polen gedreht hatte. Für den Film belgisch-französischen Film Der Start hatte er im gleichen Jahr den Goldenen Bären auf der Berlinale 1967 gewonnen. Nach dem Verbot des Films verließ er 1970 Polen. Der 1981 gedrehte Prolog zeigt, welchen Einfluss dieses Verbot auf den weiteren Verlauf seines Lebens gehabt hat. Der Film wurde mit diesem Prolog auf dem Polnischen Filmfestival 1981 uraufgeführt. Der Film kam jedoch erst 1985 in die polnischen Kinos, wurde jedoch in der Kinofassung ohne den Prolog gezeigt, da mittlerweile das Kriegsrecht über Polen verhängt worden war und der Prolog zu systemkritisch war. (quelle: wikipedia.de)
Sonntag 8.5. 13.00 h Kunstbauerkino 2, Großhennersdorf
Der böhmische Knoten
D 1993, 97 min
Regie: Pavel Schnabel
Ein Gespenst ist zurückgekehrt nach Europa - das Gespenst des Nationalismus. Auf dem Balkan wird die Innenausstattung des europäischen Hauses mit Krieg vollzogen. Der Fall des Eisernen Vorhangs brachte alte europäische Konflikte zurück. Auch das ruhige Mitteleuropa entdeckt verdrängte Probleme neu. "Die böhmischen Länder werden, so wie sie es über Jahrhunderte waren, wieder das Land zweier Völker, der Tschechen und der Deutschen", eine Vision, formuliert im Verband der vertriebenen Sudetendeutschen. In der Tschechischen Republik, besonders in Grenznähe, hört man das als Drohung, fürchtet die Macht der D-Mark. Und als Präsident Vaclav Havel sich bei den Sudetendeutschen für deren Vertreibung entschuldigt, verletzt er ein tschechisches Tabu und wird dafür heftig kritisiert. Der Film erzählt die Geschichte der Menschen Böhmens. Wir erleben Menschen von heute in den Verstrickungen ihrer Vergangenheit. Den Nachkommen eines Adelsgeschlechtes, dem die 'samtene Revolution' seinen Paß zurückgab und der ihn heute wieder verlieren soll, damit er keine Eigentumsansprüche stellen kann. Die Böhmerwälder, die es immer wieder in ihre geschleiften Dörfer zieht. Und die Reichenberger Tschechen, die sich nach früheren, besseren Zeiten sehnen. An drei tschechischen Orten, im Norden, im Westen und im Süden treffen wir auf unterschiedliche und doch so ähnliche Geschichten. "Man kann doch die Toten von damals nicht gegeneinander aufrechnen ... ", so die Schriftstellerin Barbara König, geboren in Reichenberg, heute Liberec. 1945 wurde sie vertrieben, heute sucht sie Freundschaften - trotz der Vergangenheit. Das Land der Tschechen und Deutschen - Anfang des Jahrhunderts beendet tschechisches Nationalstreben eine Epoche des friedlichen Zusammenlebens. Die Deutschen werden kulturell unterdrückt, sollten tschechisiert werden. Gauleiter Henlein war die Antwort, "Heim ins Reich"-Parolen bereiteten den deutschen Einmarsch vor. Auf die Nazi-Okkupation folgt 1945 die Vertreibung fast aller Deutschen. Die kommunistische Tschechoslowakei rechtfertigt alle dabei begangenen Verbrechen. Der Film "Der Böhmische Knoten": Eine Montage aus Stimmungen und Stimmen, keine historisch-politische Expertenparade, sondern persönlich gelebte Geschichte, erzählt mit der Kraft eines bildstarken Dokumentarfilms. (quelle: medienauskunft-medienzentrum hessen)
zu Gast: Pavel Schnabel
Donnerstag 5.5. 22.00 h Kunstbauerkino 2, Großhennersdorf
Freitag 6.5. 16.00 h Centrum Panorama, Varnsdorf
Grenzgänger / Out of time
D 1998, 98 min
Regie: Pavel Schnabel
Fünfzig Jahre europäische Geschichte "“ gebündelt in drei Biografien zwischen Ost und West, drei Lebensläufen geprägt vom kalten Krieg. Ein Leipziger Rockmusiker wird ausgebürgert, von Ost nach West. Ein Wiener überquert freiwillig die Mauer "“ von West nach Ost. Ein Dissident in Prag muß ins Gefängnis. Ein Rockmusiker scheitert im Westen. Ein Wiener bringt es zum Professor an der Karl-Marx-Universität. In Prag schlägt man sich durch "“ als Hilfsarbeiter im Wasserwerk. Der Rockmusiker Thomas "˜Monster"™ Schoppe, Ex-Sänger der Renft-Combo, versucht nach der Wende sein Comeback im Osten. Prof. Peter Porsch aus Wien ist Fraktionschef der PDS im sächsischen Landtag. Ivan Dejmal aus Prag hat vier Jahre Gefängnis und zwanzig Jahre Verfolgung hinter sich. Havels samtene Revolution macht ihn zum Umweltminister. Drei Biografien, über drei Jahre hinweg filmisch beobachtet. Drei Porträts "“ eine Montage entlang dem Spannungsbogen der europäischen Nachkriegsgeschichte "“ vor der Wende, nach der Wende. (quelle: arsenal-berlin)
zu Gast: Pavel Schnabel
Donnerstag 5.5. 20.00 h Kunstbauerkino 1, Großhennersdorf
Alle guten Landsleute / Vsichni dobrí rodáci
CZ 1969, 114 min
Regie: Vojtech Jasný
Mai 1945. In einer mährischen Kleinstadt feiert man ausgelassen die Befreiung. Doch die fröhliche Stimmung währt nicht lange. Der Postbote wird erschossen, weil man ihn mit dem Parteisekretär verwechselt. Der Pfarrer wird verhaftet. Der Parteisekretär resigniert und verlässt das Dorf, seine opportunistischen Nachfolger treiben den Bauern Frantisek in die innere Emigration. Er wird verhaftet, weil er der Genossenschaft nicht beitreten will. Nach seiner Entlassung übernimmt er die Leitung der heruntergewirtschafteten Kooperative. Der trinkfeste Bauer Zásínek wird von einem Stier getötet, der Dieb Jorka will nicht mehr ins Gefängnis und vergiftet sich ungewollt beim Versuch der Selbstverstümmelung. Jahre später blicken die Überlebenden der Unabhängigkeitsfeier voll Resignation auf ihr Leben zurück ...
Dieser Film wurde nach dem Ende des Prager Frühlings 20 Jahre nicht gezeigt. (quelle: film.at)
Samstag 7.5. 13.00 h Kunstbauerkino 2, Großhennersdorf
Vom Fest und den Gästen / O slavnosti a hostech
CZ 1966, 71 min
Regie: Jan Nemec
mit: Ivan Vyskocil, Jan Klusák, Jiri Nemec, Pavel Bosek, Karel Mares, Evald Schorm, Jana Pracharova
Männer, Frauen und Kinder geniessen ein Picknick im sonnendurchfluteten Wald, bis eine Schar Eindringlinge unter Anführung von Rudolf die fröhliche Gesellschaft zu stören beginnt. Erst ein neu dazugekommener, gepflegter Herr gebietet Rudolf Einhalt und lädt alle zu seiner Geburtstagsfeier ein. Allerdings setzt alsbald eine skurrile Jagd auf jene «AbweichlerInnen» ein, welche der Einladung nicht folgen. Jan Nemec spürt mit seiner leichthändig inszenierten Groteske den alltäglichen Opportunismus auf, wie er überall und jederzeit in Ansammlungen von Gruppen zu finden ist. (quelle: xenix.ch)
Freitag 6.5. 20.00 h Camillo Görlitz
Habermann
D, CZ,A 2010, 104 min
Regie: Juri Hertz
mit: Mark Waschke, Karel Roden, Hannah Herzsprung, Ben Becker, Franziska Weisz
Der junge Unternehmer August Habermann lebt Anfang der Dreißigerjahre als angesehener Bürger in einem kleinen Dorf im Sudetenland. Seit vier Generationen betreibt seine Familie dort das größte Sägewerk im Umkreis. Als er seine bildhübsche Frau Jana , eine Halbjüdin, heiratet, freut sich jeder mit dem Paar. Aber die friedlichen Zeiten enden jäh: Die Deutschen holen das Sudetenland "heim ins Reich". Anfangs zeigt sich nur Augusts jüngerer Bruder Hans vom Nationalsozialismus infiziert. Doch schon bald geht ein tiefer Riss durch die gesamte Gemeinde. Der intrigante Sturmbannführer Koslowski herrscht im Dorf mit einer perfiden Mischung aus Willkür und Gewalt, und Habermanns Gattin Jana bedrängt er massiv. Der unpolitische Habermann gerät unversehens zwischen alle Fronten "“ den Nazis gilt er als Tschechenfreund, für die Tschechen ist er plötzlich kein Mitbürger mehr, sondern ein verhasster Besatzer...
Donnerstag 5.5. 20.00 h Kunstbauerkino 2, Großhennersdorf
Samstag 7.5. 17.00 h Kino, Hradek