Das Fräulein
Schweiz 2006 / 81 min Regie: Andrea Staka
Die 50jährige Ruza kam vor 25 Jahren voller Hoffnung auf ein besseres Leben aus Belgrad in die Schweiz. Dort besitzt sie inzwischen eine Betriebskantine, die sie mit strenger Hand führt. Ihr Leben verläuft in geordneten Bahnen und besteht aus geregelten Abläufen. Anders als Mila, ihre langjährige Angestellte, will Ruza nicht in ihre Heimat Serbien zurückkehren. Das Leben der Frauen und der Alltag in der Kantine geraten aus den Fugen, als die 22jährige Ana aus Sarajevo auftaucht, die ziellos auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit und ihrer Gegenwart umherstreift und Ruzas strikte Ordnung in Frage stellt.
12:08 East of Bucharest
Rumänien 2006 / 89 min Regie: Corneliu Porumboiu
Gab es neben der "großen" Revolution, die am 22.Dezember 1989 zur Flucht der Ceausescus aus Bukarest führte, auch einen "kleinen" Ableger im rumänischen Provinzstädtchen? 16 Jahre später diskutiert der Ein-Mann-Privatsenderbesitzer Iderescu, gemeinsam mit dem einsamen Pensionär Piscoci und dem trinkenden Lehrer Manescu in seiner Talkshow diese Frage. Aber die historische Wahrheit lässt sich nicht mehr ermitteln. Wie auch immer, das Wichtige ist anderswo passiert. Mit seinem satirischen Debütfilm macht Porumboiu seine drei Kleinstadthelden trotz oder gerade in ihrer Schwäche zu spannenden Figuren.
Auferstanden vom Tod / Budjenje iz mrtvih
Serbien 2004 / 136 min Regie: Milos Radivojevic
In "Auferstanden vom Tod" geht es nicht um Zombies, sondern um die "begrabene Generation", die in den Bomben des Balkankriegs ihr Leben verschwenden musste. Schauplatz sind Belgrad und eine Kleinstadt in Serbien Ende März 1999. Der 40-jährige Mickey stirbt in den ersten Angriffen. Doch ihm wird eine 48-Stunden-Frist gewährt, um all die Dinge in seinem Leben zum Abschluss zu bringen, die er nicht beenden konnte. "Auferstanden vom Tod", so Regisseur Radivojevic sei "autobiografisch". Gemeint sei jedoch nicht die Autobiografie eines Einzelnen, sondern "von uns allen, unsere verschwendeten Jahre, unsere verdorbenen Schicksale, die Autobiografie einer vom Unglück verfolgten Nation und unserer Familie". Ein dunkles, poetisches Manifest gegen jeden Krieg.
Nafaka
Bosnien und herzegowina 2006 / 115 min
Regie: Jasmin Durakovic
"Nafaka ist uns vom Allmächtigen bestimmt und vor unserer Geburt von Engeln ins Schicksalsbuch geschrieben. Jedes Geschöpf hat sein eigenes Nafaka. So besitzen einige im überfluss Früchte und Mühe, während andere Mangel daran leiden und umgekehrt." Diese Definition aus dem Fremdwörterbuch von Bratoljub Klaic stellt Regisseur Jasmin Durakovic seinem bewegenden Debütfilm voran.
Sarajevo 1992. Ausgehend von den Erlebnissen einer schwarze amerikanischen Journalistin, die der Liebe wegen im belagerten Sarajevo ausharrt, schildert der Film die vom Krieg geprägten Schicksale von Nachbarn und Freunden. In diesem Mikrokosmos gibt es Gewinner und Verlierer, Helden und Verräter "“ traumatisierte überlebende sind sie alle, geeint durch die gemeinsame Geschichte und die Suche nach dem Glück. Für den einen bedeutet es Wohlstand, für den anderen die große Liebe, die Familie oder die Heimat. Die Bildgewalt, der schwarze Humor und die Musik des Films erinnern wohl nicht zufällig an den großen Meister des ex-jugoslawischen Kinos, Emir Kusturica.
Publikumsliebling beim Filmfestival Sarajevo.
Ryna
Rumänien, Schweiz 2005 Regie: Ruxandra Zenide
"Kann ein Mädchen das?" bekommt Ryna oft zu hören, wenn sie Motorhauben öffnet oder sich unter Karosserien legt. Die 15-jährige ist die wichtigste Hilfskraft in der Reparaturwerkstatt ihres Vaters, der sich einen Sohn gewünscht hat, und nun Ryna zwingt, ihren Mangel bis zur Selbstverleugnung wieder gut zu machen. Als ein französischer Forscher, der sie zu mehr Weiblichkeit und Autonomie ermutigt, in die nahe Kleinstadt kommt, spitzen sich die Verhältnisse dramatisch zu.